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„Moody ist mein Lichtblick“ – So hilft Lisas Assistenzhund ihr bei Autismus und PTBS!


Hallo, mein Name ist Lisa. Ich bin 24 Jahre alt und lebe mit der Diagnose Asperger-Autismus. Aber ich bin nicht allein. Zu mir gehört meine Hündin Moody und zusammen sind wir in der Ausbildung zum Assistenzhund.

Aber wofür braucht man einen Assistenzhund bei Autismus? Mein Alltag gestaltet sich schon seit der Schulzeit sehr kompliziert. Zum Beispiel bereitet mir soziale Interaktion enormen Stress und alltägliche Aufgaben, wie Einkaufen und Arztbesuche, gingen lange nur mit Begleitung, weil ich Panik bekam und mich die ganzen Reize überforderten.

Dennoch habe ich immer versucht, mich anzupassen und „normalen“ Aktivitäten mit anderen nachzugehen, ohne dabei auf meine eigentlichen Bedürfnisse zu achten (Masking). Dadurch, dass ich immer über meinem Limit gelebt habe, zudem stark gemobbt wurde und einige andere einschneidende Erlebnisse in meinem Leben hatte, ist eine Posttraumatische Belastungsstörung mit Panikattacken (PTBS) und dissoziativen Zuständen entstanden. Meine Meltdowns, die im Autismus begründet sind, wurden immer stärker und intensiver. Irgendwann ging gar nichts mehr. Meine Kraft war verbraucht und das Einzige, was anstand, war: Therapie.

Das hat mich sehr traurig gemacht, denn eigentlich wollte ich ja Teilhaben am Leben, Dinge selbst schaffen und nicht immer auf Hilfe von anderen angewiesen sein. Zufällig las ich damals dann etwas zum Thema Assistenzhunde und deren vielfältige Einsatzmöglichkeiten – bei körperlichen Beeinträchtigungen, Diabetes, psychischen Erkrankungen und eben auch bei Autismus! Bis dato kannte ich sonst nämlich nur Blindenführhunde.

Mein Psychiater und meine Therapeutin befürworteten einen Assistenzhund als Hilfsmittel für mich. Und da kam dann Moody ins Spiel. Moody ist meine Hündin und begleitet mich schon viele Jahre. Nun sollte ihre Eignung überprüft werden, da nicht jeder Hund einfach so Assistenzhund werden kann. Mit einem Trainer besprachen wir, wie mir ein Assistenzhund im Alltag helfen kann. Nun sind wir offiziell in Ausbildung bei der Assistenzhundeschule „Humani“ in Glandorf.

Ein Assistenzhund sollte möglichst gelassen sein, einen „Will-to-please“ mitbringen, Freude am Lernen haben und vor allem in keiner Weise bösartig sein.

Moodys größte Aufgabe ist, Sicherheit zu geben. Dies tut sie schon durch ihre reine Anwesenheit und ihre Begleitung. Ich kann meinen Fokus auf sie legen, wenn es stressig wird und habe so meine Konzentration gebündelt bei ihr. Reize von außen werden etwas abgemildert und wirken nicht mehr in ihrer vollen Intensität auf mich ein.

Im Falle einer Panikattacke oder eines kommenden Meltdowns kann Moody dies sogar noch vor mir bemerken. Durch Anstupsen meiner Hände oder Anspringen weist sie mich darauf hin, dass es besser wäre, die auslösende Situation zu verlassen. Zudem gibt sie mir Sicherheit durch ihre körperliche Nähe, indem sie sich auf meinen Schoß legt. Bei Dissoziationen ist dieses Verhalten noch intensiver und sie bringt mich durch Schlecken im Gesicht und durch auf mich oder zu mir Legen, wieder zurück ins „Hier und Jetzt“. Der Körperkontakt von Moody erzeugt durch ihr Gewicht eine Art Tiefenwahrnehmung, wie sie auch von Gewichtsdecken bekannt ist.

Zu Moodys Aufgaben gehört neben der Begleitung auch das sogenannte „Blocken“, also das Abstand Schaffen zu anderen Menschen. Dabei stellt oder setzt sich Moody vor oder hinter mich und schafft Raum zwischen mir und potentiell vorbeilaufenden Menschen. Auch so werden Reize minimiert.

Meine absolute Lieblingsaufgabe nun zum Schluss: „Tunnel“ – dabei parkt Moody im Stehen zwischen meinen Beinen und gibt mir durch ihre Wärme und Körperkontakt Sicherheit und Erdung.

Bei der Ausbildungsdauer kommt es immer darauf an, ob man mit einem Welpen oder mit einem bereits vorhandenen Hund trainiert und wie das Training läuft. Bei uns wird es knapp über ein Jahr dauern. Bei einem Welpen kann die Ausbildung schonmal bis zu 24 Monate andauern.

Um Assistenzhunde in der Öffentlichkeit zu erkennen, gibt es viele verschiedene Kennzeichnungen. Beispielsweise durch eine Kenndecke, ein entsprechendes Halstuch oder eine Leinenbanderole. Falls Du in der Öffentlichkeit eine solche Kennzeichnung siehst, gilt es Abstand zu halten und den Hund nicht abzulenken oder zu streicheln. Denn der Assistenzhund muss sich bei seiner Aufgabe maximal konzentrieren.

Assistenzhunde leisten wirklich einiges! Dank Moody habe ich einen Lichtblick für die Zukunft. Und dennoch sind Assistenzhunde in Deutschland leider bisher nicht als offizielles Hilfsmittel zugelassen und werden noch nicht von den Krankenkassen finanziert.

Mein Ziel ist es, irgendwann kaum noch auf Begleitung anderer Personen angewiesen zu sein, selbst Termine wahrnehmen und einkaufen gehen zu können – alles dank meiner treuen Seele Moody.

Daher: Falls Fragen bestehen zum Thema Assistenzhund (Anschaffung, Finanzierung, Trainer, Hundeschule, Training, Aufgaben, Eignung, …) könnt Ihr Euch gerne bei mir melden. Ich bin für alle Fragen offen und hoffe sehr, dass ich einen kleinen Einblick in das Thema Assistenzhunde bei Autismus geben konnte.

Liebe Grüße,

Moody & Lisa

Lisa Garber und ihre Assistenzhündin Moody begeistern auf ihrem Instagram-Account aktuell knapp 25.000 Menschen. Falls auch Du dich begeistern lassen willst, schau bei ihnen vorbei: https://www.instagram.com/moodysmelody/

AutismusSpektrum.info

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